Donnerstag, 14. März 2013

Schießstände im Landtag (2)

Die – in der Sache wahrscheinlich aussichtslose – Attacke der Grünen im Lande Sachsen-Anhalt auf sportlich genutzte Schießstände in der Nähe von Schulen (siehe Teil 1) verdient es, nicht nur formal, sondern auch inhaltlich zurückgewiesen zu werden. Dies soll nachfolgend geschehen.

Zunächst ist festzuhalten, daß die Grünen von unzutreffenden sachlichen Voraussetzungen ausgegangen sind. In ihren ersten Verlautbarungen und in den darauf folgenden Presseveröffentlichungen war immer wieder davon die Rede, daß sich die Schießanlagen IN Schulen befänden. Bei mindestens zwei der drei betroffenen Sportstätten hier im Land (in Dessau-Roßlau und Gräfenhainichen) ist das jedoch nicht der Fall. Sie befinden sich NEBEN schulisch genutzten Arealen, sind von diesen jedoch räumlich und baulich getrennt. Zudem findet der Vereinsbetrieb außerhalb der Unterrichtszeiten statt.

Schon deshalb ist keine, wie auch immer geartete Beeinflussung des Schulbetriebes durch die schießsporttreibenden Vereine zu konstatieren. Des weiteren hat sich bisher nach Kenntnis des Verfassers kein Vertreter der Grünen bei einem der betroffenen Vereine umgesehen, um die örtlichen Gegebenheiten kennenzulernen.

Doch selbst wenn sich die Schießstände direkt auf dem Schulgelände befinden würden, ist nicht ersichtlich, welche negativen Auswirkungen dies auf die Schüler haben sollte.

Die Grünen stellen auf einen „friedenspädagogischen Auftrag“ der Schulen ab. Die Urheberin des Angriffs, MdL Claudia Dalbert – ihres Zeichens Psychologieprofessorin aus Halle/Saale –, führte dazu in ihrem Antrag vom 12. Februar aus:
„Aus friedenspädagogischer und sicherheitspolitischer Perspektive haben Schießstände bzw. Schützenvereine grundsätzlich in Schulen oder auf deren Gelände nichts zu suchen. Denn sie senden ein völlig falsches Signal an Kinder und Jugendliche. […]
Wir halten es für sehr bedenklich, dass Kinder und Jugendliche in ihrem Lernumfeld damit aufwachsen, dass es normal ist, zu schießen und mit Waffen umzugehen.“
Ergänzend dazu sagte Dalbert am 21. Februar im Landtagsplenum:
„Schulen und Kitas haben einen friedenspädagogischen Auftrag. Schützenvereine und Schießstände als Teil des Alltags sind damit nicht zu vereinbaren. Schießstände in der unmittelbaren Nachbarschaft von Schulen und Kitas signalisieren: Es ist normal zu schießen. Es ist normal, eine Waffe zu haben. Es ist normal, diese Waffe zu benutzen. All dies trägt zu einer waffenbejahenden Einstellung bei.“
Die bizarre „Friedenspädagogik“ der Grünen hat weithin zu Irritationen und Belustigung geführt, sogar bei Abgeordneten anderer Fraktionen. Zunächst ist unklar, woher ein derart verstandener Auftrag stammt. Das in § 1 Abs. 2 Nr. 1 Schulgesetz formulierte Bildungsziel der „friedlichen Gesinnung“ kann nicht gemeint sein, denn es ist nicht ersichtlich, inwieweit durch das bloße Vorhandensein von Schießsportstätten in der Nachbarschaft von Schulen die eigentliche Schultätigkeit beeinträchtigt wird.

Ansonsten ist das, was in (typisch grüner) salbungsvoller Rhetorik vorgetragen wurde, nichts anderes als ein unverhohlener Generalangriff auf den Schießsport. Wir Sportschützen sind also derart schlimm, daß man Kinder und Jugendliche nicht einmal in unsere Nähe lassen darf. Die „böse Aura“ der schrecklichen Waffenbesitzer und -nutzer dringt selbst durch geschlossenen Wände und vergiftet die „armen Kinderseelen“.

Dagegen setzen die Grünen ihre Ideologie: Für sie ist es unnormal, eine Schußwaffe zu besitzen oder sie zu benutzen. Folglich ist das Schießen – als immerhin olympische Sportart! – für die Grünen ein immer und überall zu bekämpfender Feind und keineswegs ein akzeptierter Sport.

Die Forderung nach der Einführung von Zwangsabständen zwischen Schulen und Schießsportstätten paßt ins Bild. Damit soll der „unmittelbare Kontakt zwischen Schulen sowie Kindertagesstätten und Vereinsgebäuden von Schützenvereinen soweit wie möglich“ minimiert werden. In der Augen der Grünen stehen Sportschützen also auf einer Stufe mit Kinderschändern und ähnlichen Gewalttätern.

Der Befund vom Generalangriff auf den Schießsport wird auch noch durch eine dritte Einlassung Claudia Dalberts gestützt:
„Wir erwarten, dass sich Schulen als Mittelpunkte, als Knotenpunkte für das soziale und kulturelle Leben in ihren Orten begreifen, dass sie sich am Nachmittag öffnen für kulturelle, sportliche und musische Aktivitäten. Dazu passen Schießstände eben nicht.“
Für Dalbert, die Grünen und den Teil der Linken, der diesen Antrag unterstützt, ist Schießen mithin kein Sport! Denn sonst würde keine Unvereinbarkeit von sportlichen Aktivitäten einerseits und der Existenz von Schießständen andererseits behauptet. Wir Schützen sind für die Grünen – in den Worten Dalberts – einfach kein akzeptabler „Teil des Alltags“, sondern gleichsam Aussätzige.

Daher lassen sich auch die Behauptungen einiger grüner Abgeordneter, es ginge ihnen nicht um die Diskriminierung von Sportschützen, als leicht durchschaubare Lügen entlarven. Ihr strategisches Ziel ist die Vernichtung des Schießsports und die völlige Entwaffnung der Bürger. Es soll erreicht werden, indem die renitenten Menschen, die diesen Sport entgegen der grünen Ideologie und der sie flankierenden, schützenfeindlichen Agitation in den Medien immer noch betreiben, aus der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen und in die Einöde verbannt werden – an Orte, wo sie unbedarften Zeitgenossen, insbesondere Jugendlichen, nicht zu nahe kommen können.

Dieses Ansinnen ist nicht nur in der Sache unbegründet, sondern darüber hinaus auch verfassungswidrig, denn Art. 36 Abs. 1 der Landesverfassung verpflichtet das Land und die Kommunen dazu, den Sport (also auch den Schießsport) zu schützen und zu fördern. Obwohl es sich hierbei nur um eine Staatszielbestimmung handelt, wäre eine Politik, die auf die langfristige Vernichtung der Sportschießens durch „Austrocknung“ und gesellschaftliche Exklusion abzielt, mit dieser Rechtsnorm nicht zu vereinbaren.

Zu den bizarren Vorstellungen der Grünen vom Schießsport gehört auch, daß dieser sogar durch einen höchst indirekten Kontakt die Gewaltbereitschaft von jungen Menschen fördere, weshalb sie fordern:
„Kitas und Schulen sollen gewaltfreie, offene Orte sein.“
Ernstzunehmende Belege für die Annahme eines Zusammenhangs zwischen Schießsport und Jugendgewalt gibt es freilich keine. Demgegenüber steht jedoch die wissenschaftliche Studie „Pädagogische Auswirkungen des Schießsports auf Kinder unter 12 Jahren“, die vom Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der Universität München erstellt wurde. Diese Studie zeigt eindeutig, daß die Annahme, junge Sportschützen seien besonders aggressiv, nicht stimmt:
„Die durchgeführten Untersuchungen, bei denen besonderer Augenmerk auf die Gewaltdisposition und die Stärke der protektiven Faktoren gelegt wurde, ergaben eindeutig, dass bei den Kindern, die Schießsport betreiben, keine erhöhte Gewaltdisposition gegeben ist. Der frühe Umgang mit der Waffe verleitet auch nicht dazu, diese negativ einzusetzen – die befragten Kinder betrachteten die Waffe neutral als „Sportgerät“. Das Vereinsleben bot hervorragende Möglichkeiten, die Freizeit mit Gleichaltrigen zu verleben, und kam so dem Bedürfnis der Kinder entgegen, Freundschaft, Geselligkeit, Spaß und Freude zu erleben, was für die jungen Schützen noch wichtiger war als der sportliche Erfolg. Durch das gemeinsame Erleben wurde die Ausbildung der protektiven Faktoren sehr gut gefördert.“
Wenn dies schon für Schüler, die in Schützenvereinen aktiv sind, gilt, dann sind die von den grünen und linken Landtagsabgeordneten befürchteten negativen psychischen Auswirkungen, die von Schießständen allein aufgrund ihrer Existenz ausgehen sollen, realiter gleich null.

Im übrigen ist es absurd, daß gerade die Grünen mit der „Friedenspädagogik“ argumentieren. War und ist doch diese Partei die am stärksten bellizistische in der jüngsten Geschichte Deutschlands. Die Grünen haben nicht nur die deutsche Beteiligung am völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Angriffskrieg auf Jugoslawien im Jahre 1999 aktiv befürwortet. Wenn es nach ihnen ginge, hätten deutsche Soldaten auch in Libyen und anderen Staaten mit der Waffe in der Hand gekämpft und andere Menschen getötet.
Und ausgerechnet diese Kriegstreiber sehen in harmlosen Sportschützen, welche mit Luftgewehren Papierscheiben durchlöchern, eine Gefahr für den Weltfrieden?! Anhand dieser schizophrenen Politik läßt sich ermessen, welche verwirrten Geister bei den Grünen den Ton angeben.

Die Abstrusität des grünen Vorstoßes wird weiters durch das folgende Zitat verdeutlicht:
„Auch ist das Gefährdungspotenzial für Leib und Seele, das aus dem Einlagern von Waffen und Munition in Schulen ausgeht, sehr groß.“
Soweit auf den drei genannten Schießständen überhaupt Waffen und Munition gelagert werden, erfolgt dies in strikter Befolgung der umfangreichen Vorgaben des Waffengesetzes und der dazu ergangenen Rechtsverordnung. Dies wurde durch die jüngsten Kontrollen bestätigt, wie die Landesregierung während der Sitzung des Innenausschusses am 7. März mitgeteilt hat. Insofern ist es absolut unzutreffend, wenn behauptet wird, es gäbe ein „sehr großes Gefährdungspotential“ für Leib und Leben der Schüler.

Völlig schleierhaft bleibt ferner die These von den „sehr großen“ Gefahren für die Seele. Worin sollten diese angeblichen Gefahren bestehen? Ist es hier vielleicht wieder die „böse Aura“ von Sportwaffen, die durch ihre bloße Existenz trotz aller technischen Sicherungsmaßnahmen „negative Energien“ in den Schülern hervorruft? Die Grünen haben schon eine eigenartige, überaus irrationale Vorstellungswelt. Sie leben offenbar, wie kürzlich ein Journalist treffend formuliert hat, vom Verbreiten von Angst (siehe hier und hier).

Abschließend sei noch ein Blick ins Ausland gestattet. Die Schützenabteilung des PSV 90 Dessau pflegt Kontakte zum Schützenklub Kolobrzeg in Polen. Die Mitgliederzahl ist in beiden etwa gleich, doch unsere polnischen Kollegen haben einen deutlich höheren Jugendanteil. Das ist auch auf die intensive Zusammenarbeit mit den Schulen zurückzuführen. In einigen Schulen werden kleine Wettkämpfe veranstaltet, andere bieten zusammen mit dem Verein Kurse im Rahmen des regulären Sportunterrichtes an. Das hat zur Folge, daß nicht nur relativ viele Jugendliche Mitglied im Schützenklub werden, sondern auch, daß bei größeren Schießsportwettkämpfen auf Wojewodschaftsebene komplette Schulmannschaften starten.

Dies bleibt in der Gesamtschau nicht ohne Folgen, denn die polnischen Sportschützen werden immer besser, obwohl ihr nationaler Verband weitaus weniger Mitglieder zählt als der Deutsche Schützenbund. Lagen sie im Medaillenspiegel der ISSF-Weltmeisterschaft2010 noch knapp hinter der deutschen Nationalmannschaft, so haben sie uns bei den Olympischen Sommerspielen 2012, wo die DSB-Auswahl medaillenlos blieb, bereits überholt. Auch andere Staaten, in denen eine intensive schießsportliche Jugendarbeit – gerade auch in Schulen – stattfindet (Russland, aber auch die sportlich aufstrebenden asiatischen Staaten sind hier zu nennen), stehen in der Medaillenbilanz großer internationaler Wettkämpfe meist vor Deutschland. Jüngstes Beispiel ist die Druckluftwaffen-Europameisterschaft, die vor wenigen Tagen im dänischen Odense stattfand.

Hierzulande wäre somit aus sportpolitischer Sicht eine erheblich stärkere Kooperation zwischen Schießsportvereinen und Schulen nicht nur wünschenswert, sondern geradezu geboten. Doch steht zu befürchten, daß es dazu aus den o.g. ideologischen Gründen nicht kommen wird.

(Nebenbei: Schulamokläufe, die immer wieder als Grund für Waffenrechtsverschärfungen angeführt werden, sind in den meisten Staaten dieser Welt – auch in solchen mit einem liberaleren Waffenrecht als in Deutschland wie z.B. Österreich – ein praktisch unbekanntes Phänomen. Woran das wohl liegen mag …)

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